Huschang Golschiri, Preisträger des
Remarque-Friedenspreises von 1999
Aus der Presseinformation der Stadt Osnabrück vom
09.02.99:
Auf
einstimmigen Beschluß der Jury erhält in diesem Jahr der 1937 in Isfahan
geborene iranische Schriftsteller Huschang Golschiri den mit 25.000 DM
dotierten Erich-Maria-Remarque-Friedenspreis.
Bereits Ende der 60er Jahre gehörte er zu den Gründungsmitgliedern des
iranischen Schriftstellerverbandes und hat sich Zeit seines Lebens für
Menschenrechte, Demokratie und vor allem für Meinungsfreiheit eingesetzt. Er
ist einer der bekanntesten zeitgenössischen Schriftsteller des Irans, obwohl
fast alle seine Bücher lange Zeit verboten waren.
Seit Golschiri als Folge der "islamischen Kulturrevolution" 1981
seinen Lehrauftrag an der Hochschule der Künste verlor, lebt er als freier
Autor und Herausgeber von Literaturzeitschriften in Teheran.
1997 verbrachte er als Stipendiat der Heinrich-Böll-Stiftung vier Monate in
Deutschland.
Im Herbst 1998 erschien eine Sammlung von repräsentativen Erzählungen aus den
letzten 25 Jahren seines Schaffens unter dem Titel "Der Mann mit der roten
Krawatte" in deutscher Sprache. Diese Erzählungen charakterisieren in
literarisch anspruchsvollen Bildern die Gegenwart seines Heimatlandes.
Darüber hinaus hat die Stadt Osnabrück auf einstimmige Empfehlung der Jury
beschlossen, zusätzlich einen auf DM 10.000 angehobenen Sonderpreis an das
Gründungskomitee des Verbandes iranischer Schriftsteller zum Aufbau einer
sinnvollen Infrastruktur zu vergeben.
Der Sonderpreis für diesen Zweck nimmt die 1956 in Teheran geborene
Schriftstellerin und Obersetzerin Fereschte Sari als Repräsentantin entgegen.
Die im Iran sehr bekannte Schriftstellerin und Obersetzerin ist Trägerin des
Helman-Hammett-Preises von Human Rights-Watch.
Die Preisverleihung findet am Freitag, 2. Juli 1999, 11 Uhr im Friedenssaal des
historischen Rathauses der Stadt Osnabrück statt. Der
Erich-Maria-Remarque-Friedenspreis wird im Sinne seines Namensgebers für
belletristische, journalistische oder wissenschaftliche Arbeiten, die sich mit
den Themen innerer und äußerer Frieden auseinandersetzen, und für
beispielhaftes Engagement für Frieden, Humanität und die Freiheit des Menschen
von Unterdrückung vergeben.
Unter dem Vorsitz des Präsidenten der Universität Osnabrück, Prof. Dr. Rainer
Künzel, gehören der Jury Prof. Heinz Ludwig Arnold, Dr. Hildegard Hamm-Brücher,
Prof. Dr. Hans Mommsen, Lea Rosh und Dr. Dieter Schwarzenau sowie Vertreter der
Stadt Osnabrück und der Erich-Maria-Remarque-Gesellschaft an.
Huschang Golschiri, geboren 1937 in Isfahan, ist einer der bekanntesten
oppositionellen Schriftsteller und Literaturkritiker des Irans. Er wuchs in
sehr armen Verhältnissen auf und arbeitete zunächst als Dorfschullehrer, bevor
er an der Universität Isfahan in Abendkursen Literaturwissenschaft studierte.
Mit seinem Kurzroman Prinz Ehtedschab gelang Golschiri Ende der 60er
Jahre der literarische Durchbruch. Noch in der Schah-Zeit wurde er 1974 aus
politischen Gründen inhaftiert. Seit Golschiri als Folge der "islamischen
Kulturrevolution" 1981 seinen Lehrauftrag an der Hochschule der Künste
verlor, lebt er als freier Autor und Herausgeber von Literaturzeitschriften mit
seiner Frau Farzaneh Taheri in Teheran.
Neben dem Literaturkritiker Faradsch Sarkuhi gehört Golschiri zu den
Hauptinitiatoren des Aufrufs der 134, einem Appell für die
Meinungsfreiheit und die Gründung eines unabhängigen Schriftstellerverbandes im
Iran. Wie andere bekam er deswegen Publikationsverbot.
1997 verbrachte Golschiri als Stipendiat der Heinrich-Böll-Stiftung vier Monate
in Deutschland.
Im Verlag C.H. Beck ist im Herbst 1998 im Rahmen der Neuen Orientalischen
Bibliothek der Erzählband Der Mann mit der roten Krawatte
erschienen.
Fereschte Sari, geboren 1956 in Teheran, studierte Slawistik und
Informatik. Zeitweise arbeitete sie als Redakteurin einer literarischen
Zeitschrift. Sie veröffentlichte vier Gedichtbände und vier Romane, die bisher
nicht ins Deutsche übersetzt wurden.
Des weiteren übersetzte sie vier Bücher aus dem Russischen, u.a. von Boris
Pasternak und Anna Achmatova.
Fereschte Sari, aktives Mitglied des iranischen Schriftstellerverbandes und
Trägerin des Helman-Hammet-Preises von Human Rights-Watch, ist im Iran eine
sehr bekannte und unter Intellektuellen geachtete Schriftstellerin.